Hyaluronsäure-Filler: Handwerk Schönheit

Sie sind längst Standard in der ästhetischen Dermatologie. Auch wenn die Hyaluronsäure-Präparate, die heute unterspritzt werden, in ihrer Molekularstruktur den verschiedenen Gesichtsbereichen bzw. der Beschaffenheit des Gewebes angepasst sind, bedarf es doch eines erfahrenen Arztes, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Gerade um die Bereiche an Augen, Wangen und Stirn zu optimieren, ist echtes Handwerk gefragt. Unsere Interview-Partnerin Dr. Marion Runnebaum ist eine Expertin, wenn es um Filler-Arten und spezielle Injektionstechniken geht. Sie ist nicht nur praktizierende Dermatologin in Jena, sondern bildet auch Ärzte:innen aus.

Hyaluronsäure-Filler und Botulinumtoxin zur Gesichtsverjüngung und Faltenbehandlung sind der Goldstandard in der ästhetischen Dermatologie. Was macht Ihrer Meinung nach ein gutes Ergebnis aus?

Das Know-how des Behandlers, die Kunst ästhetisch zu denken und natürlich die Materalien. Vor allem in der Fillerwelt ist es entscheidend, ein sicheres Material zu nehmen. Hier ist für mich Hyaluron immer noch die „first line therapy“. Nur hier gibt es ein zuverlässiges Antidot, also ein Gegenmittel wie die Hylase, um wenn nötig Hyaluron im Gewebe aufzulösen. Bei Botulinum entscheidet allein der Arzt, mit welcher Kunst er ein Gesicht „weichzeichnet“. Das ist mein Lieblingswort bei Botulinum – „weichzeichnen“ und nicht einfrieren.

Was hat sich in den letzten Jahren auf diesem Gebiet verändert?

Wir können auf über 20 Jahre Erfahrung mit Botulinum und Hyaluronsäure zurückgreifen. Was in meinen Anfängen noch out off war, ist heute Standard geworden. Kombiniert zu behandeln und vor allem ein Gesicht ganzheitlich perfektionieren zu können ist heute der Trend. Mit ganzheitlich meine ich, auf Haut, Fettgewebe, Muskulatur und auch die Veränderungen am Knochen eingehen zu können.

Hyaluronsäure ist nicht gleich Hyaluronsäure. Worin bestehen die Unterschiede?

Hyaluronsäure (HA) ist eine Aminosäure, also der Grundbaustein aller Proteine. Der Name leitet aber fehl, da es sich dabei eben um keine Säure handelt. Unvernetzte Hyaluronsäure ist sehr flüssig und nicht stabil in der Anwendung, d.h. die Haltbarkeit beträgt im Gewebe dann nur 24 Stunden, was sicherlich trotzdem die Feuchtigkeit der Haut verbessert, mehr aber auch nicht. HAs werden haltbar gemacht, indem sie vernetzt werden. Je nach Vernetzungsstärke und Vernetzungstechnik, beides sind wohlgehütete Geheimnisse bei den jeweiligen Firmen, werden die unterschiedlichen HAs für die jeweiligen Areale im Gesicht technisch hergestellt.
Leider ist der Markt in Deutschland extrem undurchsichtig. Im Moment gibt es über 400 Hyaluron-Präparate mit extrem unterschiedlicher Qualität. Mit Einkaufspreisen im einstelligen Euro-Bereich bis hin zu Milliliter-Preisen von weit über 100 Euro. Verwendet man den Marktführer Juvéderm, dann habe ich ein echtes Qualitätsprodukt in der Hand. Tausende Studien belegen die Sicherheit der Produkte, und die Haltbarkeit zeichnet sie auch aus. Bis zu 18-24 Monaten Haltbarkeit im Gewebe ist bei diesem Volumenfiller in Studien nachgewiesen. Damit kann ich natürlich ganz anders behandeln, als wenn ein Filler nach sechs Monaten schon wieder verschwunden ist. Bei jeder Behandlung baut man auf dem vorherigen Behandlungseffekt auf.

Was zeichnet eine qualitativ hochwertige Hyaluronsäure aus?

Wie gesagt: In Studien getestet, lange Haltbarkeiten im Gewebe bei hoher Sicherheit. Außerdem eine leichte Injizierbarkeit für den Arzt und damit geringe Schmerzhaftigkeit für den Patienten.

Welchen Filler benötigt man für welche Bedürfnisse?

Wenn es um Hautqualität und ganz feine, kleine Falten oder extrem schwierige Areale im Gesicht geht, wie z.B. die Augen, dann benötige ich einen sehr dünnen Filler, der sich in die kleinen Hautspalten gut integrieren lässt und trotzdem am Ort bleibt. Die Viskoelastizität, also das elastische Materialverhalten, ist dabei ein großes Stichwort. Das heißt, wie gut bleibt die Form des Fillers erhalten. Extrem wichtig ist das, wenn es um die Behandlung von Volumendefiziten oder den Aufbau von Strukturen geht, wie der Kinnlinie, des Kinns selbst oder der Wangen.

Wie wichtig ist die Injektionstechnik?

Sie ist unglaublich wichtig. In einer Veröffentlichung vor nunmehr mehr als zehn Jahren wurde schon beschrieben, wie wichtig die Expertise eines Behandlers ist. Die Injektionsgeschwindigkeit des Materials, Technik und die Kenntnis der Anatomie des Patienten sind von entscheidender Bedeutung, um ein ästhetisches Ergebnis zu bekommen.

Woher weiß der Arzt, wann er welche Filler-Art verwendet, denn manche überschneiden sich ja in ihren Anwendungsgebieten?

Das ist alleine von der Erfahrung des Behandlers abhängig. Viele Produkte können an ganz unterschiedlichen Arealen eingesetzt werden, dann aber mit völlig unterschiedlichem Effekt. Wenn ich zum Beispiel einen Volumenfiller in die Nasolabialfalte einbringe und ihn zu oberflächlich abgebe, wird die Unterspritzung an dieser Stelle, die übrigens meist viel zu übertrieben gemacht wird, ein sehr unnatürliches Aussehen zur Folge haben. Der Arzt muss das Gesicht und sein Handwerkszeug verstehen. Das ist gar nicht so einfach.

Welche Fehler können passieren und was macht man dann?

Bei falscher Injektion, zu schneller Geschwindigkeit der Injektion und beim Verwenden eines „falschen“ Fillers am „falschen“ Ort können sogenannte Knoten entstehen. Gottseidank können diese bei Hyaluronsäure mit Hylase, einem Medikament, das das Enzym Hyaluronidase enthält, aufgelöst werden. Injiziert der Arzt in ein Blutgefäß, kommt es zur Embolisation, also zum Verschluss dieses Gefässes und damit zum Absterben von Gewebe. Das ist das Schlimmste, was passieren kann, bis hin zur Erblindung. Gerade Trend-Zonen wie die Nase stellen eine große Gefahr dar und erfordern extreme Expertise von dem Behandler. Auf Instagram & Co wird so oft der Eindruck vermittelt, dass gerade der „quick nose job“ kein Problem ist. Und bei Ärzten, die extrem umtriebig in den sozialen Medien sind, gilt es auch immer zu hinterfragen, wann diese denn noch Zeit haben für ihre Patienten?

Gibt es allergische oder andere ungewollte Reaktionen auch auf die modernen synthetischen Hyaluronsäuren?

EIn ganz klares ja, denn jeder Körper reagiert anders. In aller Regel ist HA extrem gut verträglich, dennoch gibt es aber immer wieder Patienten, deren Körper sich gegen die Unterspritzung wehren, dann können Knoten, Verhärtungen oder Schwellungen auftreten. Bei Polymilchsäure ist z.B. entscheidend, wie gut der Patient nach der Behandlung die entsprechende Region massiert. Meistens tut er das nicht genügend, dann baut der Körper Knoten auf. Bei Hyaluronsäure wiederum soll er nicht massieren…
Umso wichtiger ist es, dass vor der Behandlung ein gutes Aufklärungsgespräch zwischen Arzt und Patient erfolgt und gemeinsam ein Behandlungsplan geschneidert wird.

Ab welchem Alter bzw. Zustand der Haut sollte man mit Beauty-Maintainance anfangen und wann können Filler nichts mehr ausrichten?

Prävention ist besser als Therapie. Für manche heisst das, schon in den frühen 20ern anzufangen. Wir in Deutschland neigen dazu, spät anzufangen, das ist sicherlich falsch. Botulinum konserviert ganz wunderbar, indem es einfach muskuläre Verletzungen auf der Haut und damit Falten verhindert, dadurch wird eben Gewebe erhalten. Hyaluron steigert den Wassergehalt der Haut, füllt Defekte auf und stimuliert auch noch Kollagen. Beide zusammen sind das Dream-Team, und wenn dann noch Lichtschutz betrieben wird, kann einem das Altern viel weniger anhaben.

Alle Fotos @Dr. Runnebaum

Filler, Hyaluronsäure

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