Vitamin C, der Immunbooster

Gerade jetzt im Herbst ist das wasserlösliche Vitamin wieder mal voll im Trend, weil es das Immunsystem stärkt. Und in den jetzigen Corona-Zeiten erst recht. Außerdem schützt und unterstützt Vitamin C die Haut. Aber nicht jeder verträgt es.

Haben Sie schon mal von einer Vitamin C-Allergie bzw. Unverträglichkeit gehört? Ich auch nicht, bis ich sie hatte. Genauer gesagt reagierte ich auf Ascorbinsäure, wie Vitamin C auch genannt wird, äußerst unschön. Es begann damit, dass ich jedes Mal auf Schmerztabletten, in denen Acetylsalicylsäure (ASS) mit Ascorbinsäure kombiniert war, dicke Schwellungen unter den Augen bekam. Hatte ich zu viele Vitamin C-haltige Nahrungsmittel gegessen, wurde mir übel und die Toilette mein bester Freund. Oft war ich mir einer Überdosis auch nicht bewußt. Denn Vitamin C steckt eben nicht nur in Früchten und frischem Gemüse, wo man es vermutet. Es wird auch in vielen Produkten wie Wurst und Fleischwaren als Zusatzstoff (E300 bis E304, E315 und E316) beigemischt, um sie haltbarer zu machen und Verfärbungen zu verhindern. Denn Ascorbinsäure verringert die Bildung freier Radikale, die durch den Sauerstoff in der Luft entstehen können. Es ist also ein natürliches Antioxidationsmittel. Auch mit Vitamin C in Kosmetika erging es mir leider nicht viel besser. Statt Glow und langanhaltender Feuchtigkeit schmückten Rötungen und pustelartige Erscheinungen mein Gesicht.

Und was sagt der Dermatologe?

Dr. Hans Peter Schoppelrey, Dermatologe und Allergologe am Haut- und Laserzentrum an der Oper in München, lieferte mit prompt die Bestätigung, dass man tatsächlich allergisch auf Vitamin C reagieren kann. „Es stimmt“, sagt er. „Aber für die Mediziner war es eher eine überraschende Erkenntnis, dass einige Menschen auf oral eingenommenes Vitamin C Unverträglichkeiten und sogar Allergien entwickeln. Doch in vielen Produkten steckt heute industriell hergestelltes, hochdosiertes Vitamin C. Bei einer Überdosierung wird das Vitamin zwar über den Urin ausgeschieden, weil es wasserlöslich ist, aber auf der Passage durch den Darm kann es zum Teil gespeichert werden.“ Und weil Vitamin C auch durch die Nieren wandert, können speziell bei Menschen mit einer Nierenunterfunktion Probleme bei einer Überdosierung auftreten. In den Nieren wird dann vermehrt Oxalsäure gebildet, was die Bildung von Nierensteinen fördert. Und wie äußerst sich eine allergische Reaktion? „Mit Bitzeln auf der Zunge, Blähungen und Durchfall“, erklärt Schoppelrey. „Um den Mund herum kann eine periorale Dermatitis auftreten.“ Woran erkennt man, dass man auf Vitamin C-haltige Kosmetika besser verzichtet. Schoppelrey: „Vitamin C auf der Haut kann zwei Reaktionen hervorrufen. Wenn sich nach topischem Auftragen kleine Pusteln mit Juckreiz bilden, spricht das zwar für eine allergische Reaktion, ist aber noch ungeklärt.“ Häufiger kommt nach seiner Aussage bei Allergikern eine Reaktion auf die Säure vor. „Menschen mit einer empfindlichen Haut tolerieren Ascorbinsäure oft nicht“, so Schoppelrey. „Das ist aber keine Allergie, sondern eine Empfindlichkeit der Haut auf die Säure. In so einem Fall vertragen die Betroffenen in der Regel auch keine anderen Säuren wie Fruchtsäure etc.“ Genau das macht es so schwierig, herauszufinden, ob das Vitamin C nicht vertragen wird, oder ob sein Säureanteil der Übeltäter ist. Zudem sind in den meisten Produkten auch viele andere Allergene wie Konservierungsmittel oder Duftstoffe enthalten, die für die Symptome verantwortlich sein können.

Vitamin C-Allergie im Blut testen?

Mit einer Blutuntersuchung kann eine Überdosierung festgestellt werden. Die Werte sollten in der Regel nicht über 5 bis 15 mg/l liegen. Ein recht ungenauer Wert, denn die meisten Menschen reagieren unterschiedlich stark. Außerdem gibt er sozusagen nur den momentanen Ist-Zustand wieder und sagt nichts über eine etwaige Allergie aus. Dr. Schoppelrey: „Um eine Vitamin C-Allergie zu testen, könnte man allenfalls hochdosiertes Vitamin C auf die Haut geben wie bei einem Pricktest. Allerdings ist auch eine Reaktion darauf kein 100%-iger Beweis, weil die Haut auch hier wiederum nur auf die Säure reagieren könnte, ohne dass es sich tatsächlich um eine Allergie handelt.“ Besteht der Verdacht auf eine Kontaktallergie durch Vitamin C, sollte man auf Pflegeprodukte wie Cremes und Seren verzichten, denen Ascorbinsäure als eine Art Booster gegen Falten, Pigmentflecke und fahle Haut zugesetzt wurde. Als Allergikerin durchsuche ich stets die Inhaltsangaben nach folgenden Bezeichnungen: Vitamin-C, Ascorbinsäure oder E-300. Das Salz wird als Natrium-L-Ascorbat ebenfalls mit E-300 bezeichnet, und Calcium-L-Ascorbat findet man oft als E-302. Ascorbinsäure dient aber auch in vielen Kosmetika als Antioxidans und um bestimmte pH-Werte zu erreichen.

Das Erbe unserer Vorfahren

Vitamin C gilt als eines der wichtigsten Vitamine. Es reguliert die Sauerstoffzufuhr der Zellen, schützt sie vor freien Radikalen und wird für die Synthese anderer körpereigener Stoffe benötigt. Es ist an der Kollagen-Produktion fürs Bindegewebe ebenso beteiligt wie an der Bildung von Knorpel- und Knochengewebe oder an der optimalen Funktion des Immunsystems. Ohne Vitamin C könnten viele Stoffwechselvorgänge nicht stattfinden. Dumm nur, dass der Körper es nicht selbst herstellen kann. Diese Fähigkeit haben laut Forschung die Vorfahren des Menschen vor schätzungsweise 20 bis 25 Millionen Jahren aufgrund eines genetischen Defekts verloren. Während die meisten Säugetiere das Vitamin in ihrer Leber aus Glukose herstellen können, müssen die Menschen seitdem die Ascorbinsäure mit ihrer Nahrung aufnehmen. Ein ausgeklügelter Mechanismus kompensiert diesen Defekt, indem „Zuckertransporter“ in den roten Blutkörperchen wie winzige Fließbänder das verbrauchte Vitamin C in die Zellen bringen, wo es augenblicklich recycelt und dann mit dem Blut weitertransportiert wird. Weil der Körper es auch nicht speichern kann, muss es ihm täglich über die Nahrung zugeführt werden. Laut DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) sind das für Erwachsene circa 110 Milligramm pro Tag. Stillende Mütter und Raucher haben etwas mehr Bedarf, da sie höhere Stoffwechselverluste haben. Bei Lebensmitteln und Vitamin C denken wir meist zuerst an Zitronen. Aber Brokkoli, schwarze Johannisbeeren, Aprikosen und Sanddornbeeren sind ebenfalls reich damit gesegnet. Auch Trauben enthalten Vitamin C, aber eben auch viel Fruchtzucker. Bereits mit einer halben roten Paprika und einem Glas Orangensaft, bestehend aus circa zwei frisch gepressten Orangen, deckt man seinen Tagesbedarf – ohne in eine saure Zitrone beißen zu müssen.

Foto: ira_evva@shutterstock

Vitamin C

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