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Wien blüht auf!

Die Stadt feiert den Frühling – und 200 Jahre Walzerkönig Johann Strauss. Das sind schon mal zwei gute Gründe, in der Donau-Metropole vorbeizuschauen

Wien hat einiges zu bieten. Vielfältige Kultur, sicheres Wohnen, jede Menge Nachhaltigkeit: Vor ein paar Monaten ist Wien – wieder mal – vom renommierten britischen Magazin „Economist“ zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt worden. Als bekennender Wien-Fan finde ich, dass das mindestens genauso für Urlauber gilt: Es lässt sich hier shoppen, flanieren, Frischluft tanken, Kunst und Kultur genießen, Kaffeepausen machen, Sachertorte oder Schnitzel probieren. Genuss hat hier viele Gesichter…

Frühling in Wien

Im Frühling hat der Genuss sozusagen Prime Time – und das für alle Sinne: Die Stadt blüht auf, dank Winterjasmin, Forsythien und Duftschneeball, die sich duftig-farblich auch wunderbar mitten auf dem Asphalt in der Guten Stube der Stadt machen. So könnte man den Ersten Bezirk nennen, insbesondere die Prachtmeilen rund um den Stephansdom. Hier in der Kärtnerstraße und am Graben, in den früheren hochherrschaftlichen Gebäuden aus dem 18. Und 19. Jahrhundert mit ihren prächtigen Fassaden sind heute höchst moderne Boutiquen, typische Kaffeehäuser, Souvenir-Shops und Andenkenläden untergebracht.

Alle sind im Frühlingsfieber und gestalten ihre Schaufenster in frischem Grün, pastelligem Rosa oder sanftem Gelb, dekoriert mit Blumen, Schmetterlingen und den unvermeidlichen Osterhasen. Die schönsten Kerzen, Geschirr, Gartenaccessoires entdecke ich am liebsten bei Lederleitner.

Sauberkeitsoffensive mit Charme

Auch mitten in der City ist Grün nie weit: Über 1000 Parkanlagen gibt es in der Stadt. Manche riesig, wie der berühmte Prater, andere nennen sich Pocket Park, kleine Grüninseln. Überall stehen lauschige Bänke zum Picknicken oder Chillen. Für den Müll stehen orangefarbene Abfalleimer bereit, mit witzigen Sprüchen bedruckt. Mein Favorit: „Hasta la mista, baby“! Wer kann dieser städtischen Sauberkeitsoffensive mit Charme schon widerstehen?

Überhaupt wird der „Grünraum“, wie die Flächen im O-Ton heißen, von den Stadtgärtnern sorgfältig gehegt und gepflegt. Bereits im Herbst 2024 haben sie beeindruckende 640.000 Tulpenzwiebeln gesetzt, sie sorgfältig mit Reisigzweigen vor Frost geschützt. Zum Frühlingsstart kommt das Reisig weg. Spätestens im April leuchten die Tulpen dann in knalligem Orange sowie den klassischen Austria-Farben Rot und Weiß. Primeln, Krokusse, Hyazinthen und Veilchen gesellen sich dazu. Die Vollendung des Blumenmeeres schafft die Sakura – genau, die japanische Kirschblüte, ein Zeugnis der blühenden österreichisch-japanischen Verbindungen. Und ein Spektakel: Quasi über Nacht schlüpfen weiß-rosa Blüten aus ihrer braunen Haut und tauchen zum Beispiel einen meiner Favoriten, den Stadtpark, in einen weiß-rosa Traum. Er war übrigens die erste öffentliche Anlage der Stadt.

Happy birthday für den Walzerkönig

Eine mehr als angemessene Kulisse für Wiens Lieblings-Komponisten Johann Strauß Sohn, dessen imposante goldene Statue sehr exponiert unter einem Marmorbogen thront. Bildhauer Eduard Hellmer hat ihn als geigenden Walzerkönig gestaltet, nach seinem Tod 1899. Erst 22 Jahre später, am 21. Juni 1921 wurde die Statue feierlich enthüllt – unter den Klängen des bekanntesten Strauß-Walzers „An der schönen blauen Donau“, intoniert von den Wiener Philharmonikern. Romantischer geht’s kaum Und was macht es angesichts solcher Pracht schon aus, dass die Statue zwar golden glänzt, aber im Kern aus Bronze ist. Ein bisschen Fake durfte auch damals schon sein….

Auch im Jubiläumsjahr 2025 weiß die Stadt, was sie ihrem Genie schuldig ist: Unter dem Motto „King of waltz (Strauß). Queen of Music (Wien)“ fährt sie zu Strauß‘ 200. Geburtstag gewaltig auf, bietet Ausstellungen, Konzerte, 3-D-Events, die nicht nur Klassik-Fans für den Meister begeistern sollen. Johann Strauß war schon zu Lebzeiten der erfolgsverwöhnte Mittelpunkt der Wiener Gesellschaft und überraschte mit unkonventionellen Auftritten.

Ein dunkellockiger Womanizer – und je mehr man über seine drei Ehen, diverse Verlobungen und Liebschaften munkelte, desto besser wars fürs (Musik-) Geschäft. Als kleine Retourkutsche hat Strauß diese Klatschkultur übrigens zu einer humorvollen Komposition verarbeitet, der Tritsch-Tratsch-Polka.

Im House of Strauss

Also auf ins Museum, und das Genie ein bisschen näher kennenlernen. Das Wetter hat eh gerade eine kleine Sonnenpause eingelegt, der Wind bläst kühl. Kuschelig warm ist es im House of Strauss https://houseofstrauss.at Unter dem Motto „Wo Musik die Seele berührt“. Hier sind alle vier „Straußen“, wie die Wiener ihre Stars liebevoll nennt, aufgetreten: Neben Johann Strauß auch sein Vater gleichen Namens sowie die Brüder Eduard und Josef. Der Originalschauplatz, der historische Konzertsaal, ist tatsächlich 1:1 erhalten. Hermann Rauter, Eigentümer und „Mastermind“ des Hauses, schwärmt von der akustischen Qualität. Recht hat er, wie wir uns bei der Multimedia-Show mit Musik, Animation überzeugen können – ein rundum sinnliches Erlebnis.

Und Wien greift für sein berühmtes Geburtstagskind sogar nach den Sternen: Unter dem Motto „Waltz into Space“ soll am 31. Mai 2025 der berühmte Donauwalzer im Museum für Angewandte Kunst allen Ernstes ins Weltall gesendet werden – als interstellares Konzert, gemeinsam mit den Wiener Symphonikern und in enger Zusammenarbeit mit der ESA, der Europäischen Weltraumorganisation. So wird es möglich, dass die Walzertöne als elektromagnetische Welle mit Lichtgeschwindigkeit ins All, sausen, Richtung Voyager.

Wiener Kaffeehaus-Kultur

So viel galaktische Begeisterung macht durstig und hungrig – und im Kaffeeland Österreich ist das nächste Café nie weit entfernt. Auch wenn sich immer mehr Kaffeeketten mit der To-go-Variante im Pappbecher breitmachen: Es gibt sie noch an die 1000 Altwiener Cafés. Wie das „Museum“ am Karlsplatz Ich liebe den Salon-Einspänner dort (doppelter Espresso mit Schlagobers). Da ich nicht so fürs Süße bin, lasse ich Kaiserschmarrn und Strudel links liegen.

Lieber sind mir die hier üblichen feinen Mittagsgerichte, z.B. der Altwiener Suppentopf mit Wurzelgemüse und Grießnockerl. Oder die Würstel, die hier landestypisch mit Senf und Meerrettich (Kren) serviert werden. Natürlich immer mit einem kleinen Plausch vom Service-Personal: Gehört zum guten Service, dafür nimmt man sich Zeit. Oft ist ein bisserl Schmäh dabei, der besondere Humor, die Leichtigkeit. Macht einfach gute Stimmung. Und gibt das Gefühl, dass die Wiener gerne in ihrer Stadt leben – nicht nur im Frühling.

Fotos: Cornelia Menner

Frühling, Wien

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