Without Electricity in South Africa

Viele Stunden völlig ohne Strom zu sein und noch dazu in einem fremden Land, das kann man sich kaum vorstellen. Was Chris und Carsten Stricker während ihres zweimonatigen Remote-Aufenthalts in Südafrika erlebten, bezeichnen sie als Abenteuer – unplanbar, unfassbar, romantisch.

Stromlos auf der Südhalbkugel. Als im Herbst letzten Jahres in Deutschland alle von der Energiekrise und dem rasanten Anstieg der Heiz- und Energiekosten sprachen, stand unser Entschluss fest: Wir flüchten irgendwo hin, wo es Sommer ist und arbeiten von dort aus. Unser Plan: Es sollte Südafrika werden. Die Flugverbindungen sind gut, das Land ist schön und die Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Berlin recht günstig. Bei der Recherche nach einem entsprechenden, kleinen Haus wurden wir auch bald fündig.

Als Destination, zumindest für den Hauptteil unseres Aufenthaltes, hatten wir Plettenberg Bay gewählt, eine Stadt an der Garden Route, der wunderschönen Ostküste Südafrikas. Geplant war, Januar und Februar dem grauen Berlin zu entfliehen. Zudem gibt es gegenüber Deutschland nur eine Stunde Zeitunterschied, was das Arbeiten ziemlich erleichtert. Bald hatten wir den Flug gebucht, das Haus gemietet und einen günstigen Leihwagen gefunden.

Stromausfälle seit sieben Jahren

So weit, so gut – bis wir zu ersten Mal mit unserem Vermieter in Plettenberg Bay sprachen, der uns darauf hinwies, dass die Elektrizität mehrmals am Tag abgedreht würde. Wir hatten nicht wirklich irgendetwas darüber in den Medien gehört, obwohl es schon seit sieben Jahren in ganz Südafrika regelmäßig zu Stromausfällen und Stromsperren von mehreren Stunden kommt.

Eigentlich unfassbar für ein Land mit so viel Fläche, mit Sonne, Wind und Meer, das dementsprechend sehr wohl unabhängig von Braunkohle-Kraftwerken sein könnte. Diese fossile Ressource ist dort nämlich mit fast 90 Prozent die mit Abstand am meisten genutzte Energiequelle. Die Kraftwerke sind alt und marode, genau wie die Energie-Infrastruktur.

Load Shedding per App

Das ganze, also die planmässige, staatliche organisierte Stromabstellung nennt sich Load Shedding (zu Deutsch Lastabwurf). Der Lastabwurf wird verwendet, um eine Primärenergiequelle zu entlasten, wenn der Strombedarf größer ist, als diese liefern kann. Und dazu gibt es eine App, die dir täglich berichtet, wann du an deinem Aufenthaltsort am nächsten Tag keinen Strom haben wirst. Normalerweise passiert das dreimal am Tag zwischen drei und vier Stunden, manchmal auch länger.

Also haben wir uns noch daheim in Berlin mit einer großen Powerbank ausgestattet, die bis zu zwei Stunden überbrücken kann und so zumindest die Laptops und Mobiltelefone in Betrieb hält. Dazu noch haben wir uns eine solarbetriebene Taschenlampe zugelegt. Wir dachten, wir wären damit gut gerüstet. Rückblickend betrachtet war das vielleicht ein wenig naiv, denn wir hatten ja keine Ahnung, was das Load Shedding wirklich im Alltag bedeutet.

Angekommen in Johannesburg, fing es schon damit an, dass es keine Ampeln und auch keine Straßenbeleuchtung bei Dunkelheit gibt, was nicht wirklich angenehm ist. Die Stadt ist eine Großstadt mit all ihren Problemen, und die sehr hohe Kriminalitätsrate fühlt sich in im Stockdunklen noch schlimmer und greifbarer an.

Im Supermarkt ging das Licht aus

In Plettenberg Bay stand ich dann einige Tage später das erste Mal im Supermarkt – und auf einmal ging das Licht aus. Komplette Dunkelheit. Erstmal das Handy aus der Tasche kramen und die Handy-Taschenlampe anschalten. Nach (gefühlt sehr langen) fünf Minuten war der Strom wieder da, denn die meisten großen Geschäfte und Ladenketten Verfügen mittlerweile über Diesel-Notstrom-Aggregate. Aber es dauert halt mehrere Minuten, bis diese anlaufen.

Die Ampeln funktionierten natürlich auch nicht. Freiwillige Helfer und die Polizei haben dann einfach den Verkehr geregelt, was an der Garden Route hervorragend lief – im Gegensatz zum nächtlichen Johannesburg.

Highlight – Sterne über Südafrika

Im täglichen Leben stellten wir dann fest, dass die Kaffeemaschine nicht funktioniert. Der Super-GAU speziell für mich. Gott sei Dank hatten wir einen Gaskocher. Wir haben dann ganz traditionell Wasser heiß gemacht und Filterkaffee getrunken. Die Toilettenspülung ging natürlich auch nicht, und eine Klimaanlage hatten wir sowieso nicht in unserem Häuschen im Hinterland.

Das Arbeiten, primär Video- oder Telefonkonferenzen, wurden von uns immer so getimed, dass entweder die Powerbank zwei Stunden hielt. Oder wir haben die Zeit bis der Strom wieder verfügbar war, anders genutzt und waren dann eben mal „off“.

Das eigentliche Highlight in Südafrika – nur eben ohne „light“ – waren die Abende. Sehr romantisch bei Kerzenlicht und Sternenhimmel und ohne dass Straßenlampen oder beleuchtete Häuser das Firmament gestört hätten.

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