Autor: Melanie Rüdiger

Seit ich 2014 den Großstadtdschungel gegen einen echten Dschungel eingetauscht habe, lebe ich in zwei Welten. Als Dipl. Ing. Architektin in Deutschland befasse ich mich mit Großprojekten aus Beton und Stahl. Ich begeistere mich für skandinavische Baukunst und zeitloses Design. Auf unserer Ziegenfarm in Thailand gibt es nichts Aufregenderes als die Geburt eines neuen Zickleins. Nebenher finde ich immer irgendetwas umzugestalten und neue Handwerkstechniken zu erlernen. Mit Begeisterung lerne ich neue Sprachen, wobei Thailändisch bislang die größte Herausforderung darstellt.

Shanghai Mansion Bangkok: Meine Liebeserklärung an ein außergewöhnliches Hotel

„Als uns das Taxi vor dem Eingang des Hotels absetzt, sind wir etwas verdutzt“, sagt Melanie Rüdiger, „denn wir stehen vor einer offenen Bar, deren zweigeschossige Seitenwand komplett mit farbenfrohen, expressionistischen Straßenszenen bemalt ist. Die ersten Gäste genießen bereits ihr kühles Nachmittagsbier bei softer Lounge-Musik. Von Rezeption keine Spur.“ Ankunft Shanghai Mansion – Mitten im Raum hängt ein riesiger moderner Kronleuchter. Wir betreten die Bar und entdecken seitlich eine schmale Brücke mit rot lackiertem Geländer. Über ein Wasserbecken, in dem sich mehrere dicke Kois tummeln, darüber unzählige rote Papierlampions, führt sie uns tiefer ins Gebäude.Am Ende eines geheimnisvoll düster wirkenden Gangs begrüßt uns ein überdimensionales Gemälde mit einer rot gekleideten Chinesin, die trotz des unschuldigen Gesichtsausdrucks Assoziationen an eine Opiumhöhle weckt. Dahinter finden wir schließlich die Lobby. Auch hier ist es eher dunkel, der Raum wird von einer großen von hinten beleuchteten Wanduhr à la Big Ben dominiert. Trotz der edlen, ganz in schwarz gehaltenen Einrichtung und der opulenten Stoffe, bin ich etwas enttäuscht über das Entrée der Shanghai Mansion, hatte ich doch im Internet ganz andere Bilder gesehen… Im Herzen von Chinatown Da ich mich bei der Buchung völlig in die Bilder des Interieurs des Shanghai Mansion verliebt hatte, hatte ich mir gar keine weiteren Gedanken über die Lage des Hotels in Bangkok gemacht. Die Stadt ist ohnehin so riesig, dass ich selten zweimal in der gleichen Gegend lande. Reiner Zufall also – das Shanghai Mansion liegt im Herzen von Chinatown, in der Yaowarat Road, die erst kürzlich vom Magazin Time Out unter die „zehn coolsten Straßen der Welt“ gewählt wurde. Das neu eröffnete Restaurant „Potong“ , das etwas versteckt in Chinatown liegt, gilt laut Süddeutscher Zeitung als eine der besten Empfehlungen der Stadt. Vor mehr als 200 Jahren gegründet gilt die Chinatown von Bangkok als die älteste Community von Menschen chinesischer Abstammung außerhalb Chinas weltweit. Seit die Metro im Jahr 2019 bis in die Altstadt rund um den Königspalast verlängert wurde, erlebt die Gegend einen erneuten Boom. Überall findet man chinesische Tempel und Schreine – der „Leng Buai La“-Schrein aus dem Jahr 1658 ist nicht nur der älteste in Bangkok, sondern vermutlich in ganz Thailand – riesige Drachenmotive, Läden voller traditioneller chinesischer Heilmittel und getrockneter Pflanzen, deren Verwendung sich nicht ohne Weiteres erschließt. Streetart und Streetfood Es gibt Streetart-Galerien, aber auch finstere, nach Motoröl stinkende Ecken, wo die Autoausschlachter hausen. Wenn nachts die grellbunten Leuchtreklamen mit überwiegend chinesischen Schriftzeichen aufleuchten, Straßenküchen ihre glasierten Enten zur Schau stellen und Restaurants ihre Spezialitäten Haifischflossensuppe und Schwalbennestersuppe, den “Caviar of the East”, anbieten, fühlt man sich eher wie in Hongkong als in Thailands Hauptstadt.… weiterlesen

Der Weg nach Hause geht nur durch die „Sandbox“

Seit 1. Juli 2021 hat Thailand als erstes asiatisches Land die Einreise für geimpfte Personen nach Phuket mit einem obligatorischen Aufenthalt von 14 Nächten, dem so genannten „Phuket Sandbox“-Modell, erlaubt. Dorthin musste sich auch unsere in Thailand ansässige Autorin Melanie Rüdiger begeben nach einem notwendigen Aufenthalt in Deutschland. Eine Rückreise mit vielen Hindernissen. Eigentlich wollte ich 2020 wie jedes Jahr im Juni nach Deutschland fliegen. Aufgrund Corona wurde mein Flug immer wieder verschoben und schließlich ganz gecancelt. Ich beschloß, die Pandemie in Thailand auszusitzen. Außerdem wollte ich das Land nicht verlassen, aus Angst, nicht zu meinem Mann zurückkehren zu dürfen. Dann starb mitten in der Corona-Hochphase im Februar 2021 mein einziger Onkel. Ich musste nach München, um seinen letzten Willen zu erfüllen. Nicht so einfach! Nachdem es ein Jahr lang sehr ruhig war in Thailand, waren die Corona-Zahlen mittlerweile angestiegen. Alle Flughäfen, selbst Bangkok, wurden geschlossen. Die Ein- und Ausreise war einzig über das etwa 160 km entfernte Phuket möglich, doch der Weg dahin war Ungeimpften wie mir nicht erlaubt. Meine beiden Impfungen sollte ich in München bekommen, da diese bis heute in Thailand nicht für die breite Masse verfügbar sind. Also buchte ich einen Business-Class-Sondertarif der Qatar Airways, um mit möglichst wenigen Menschen in Kontakt zu kommen, und hoffte, dass ich und mein ebenfalls ungeimpfter Fahrer irgendwie mit dem obligatorischen PCR-Test zum Flughafen durchgelassen würden. Viel Aufregung, unendliche Diskussionen um die Gültigkeit meiner Papiere. Um Mitternacht fiel ich erschöpft in meinen Flugzeugsitz. Unendlicher Papierkram für die Rückreise Sobald ich in München die zweite Impfung erhalten hatte, machte ich mich an die Beantragung des „Certificate of Entry“ (COE), der Einreisegenehmigung für Thailand. Zunächst musste ich auf eine spezielle Website der thailändischen Regierung die üblichen Papiere hochladen: Visum, Re-entry Permit, eine Pass-Kopie meines thailändischen Ehemannes, unsere Heiratsurkunde und natürlich die Impfnachweise. Innerhalb von zwei Tagen erhielt ich die Vorabgenehmigung des thailändischen Generalkonsulats in München per E-Mail. Schritt 2 war weitaus aufwändiger: Für den Aufenthalt in der „Sandbox“ durften nur zertifizierte Hotels gebucht werden und alles inklusive Transfers und drei PCR-Tests für 8.000 Baht (ca. 200 Euro) musste vorab bezahlt werden. Ich hatte mich für das Modell „Phuket Sandbox 7+7 Extension“ entschieden. Das heißt, die ersten sieben Nächte muss man sich ausschließlich auf Phuket aufhalten, selbst Bootsausflüge sind nicht erlaubt. Die folgenden sieben Nächte darf man an ausgewählten Orten in benachbarten Provinzen verbringen. Ich wollte nach „Koh Yao Noi“, wo wir unsere Flitterwochen nachgeholt hatten.… weiterlesen

Batik – viel mehr als nur Hippie-Klamotten

Dass Batik eine uralte Textil-Färbetechnik ist, deren Muster ursprünglich alles andere als wild und bunt aussahen, und ausschließlich der Kleidung des Adels vorbehalten war, ist heute kaum jemandem bewusst. Die Techniken sind genauso unterschiedlich wie die Erscheinungsform von Batik-Textilien. C&C-Autorin Melanie Rüdiger, die in Thailand lebt, wo Batiken weit verbreitet ist, hat eine davon ausprobiert. Zugegeben, Batik stand trotz zwischenzeitlichem Hip-Faktor nicht ganz oben auf der Liste der Dinge, die ich schon immer mal ausprobieren wollte. Bei Batik denke ich an regenbogenbunte, psychodelisch anmutende Muster auf den Klamotten von Backpackern und Alt-Hippies. Tatsächlich wurden Batik-Textilien in der westlichen Welt hauptsächlich durch die farbenfrohe Kleidung der Woodstock-Ikonen bekannt. In regelmäßigen Abständen erfährt Batik ein Revival in der Mode und war (sogar) der deutschen Vogue in den letzten Jahren immer wieder einen Artikel wert. Batik-Pflicht für Thai-Beamte Kleidung aus Batik-Stoffen erfreut sich in Thailand und vielen seiner Nachbarländer großer Beliebtheit. Junge asiatische Designer entdecken die alte Technik gerade neu und bringen sie in ungewöhnlichen Schnitten auf den Laufsteg. Die wie Röcke getragenen Sarongs der Frauen haben meist traditionelle Blüten- oder geometrische Muster, denen man nicht ansieht, dass sie im Batik-Verfahren hergestellt wurden. An einem Tag in der Woche tragen Angestellte im öffentlichen Dienst und Schulkinder Uniformen aus Batik. In Südthailand sind das meist Hemden in knalligen Farben mit einem etwas naiv anmutenden gemalten Saum von Unterwasserwelten oder tropischen Landschaften. In Malaysia ist das Tragen von Batik-Kleidung an vorgegebenen Tagen für Beamte sogar gesetzlich verordnet, um die Batik-Industrie und das Bewusstsein für das kulturelle Erbe zu fördern. Bei vielen Airlines im südostasiatischen Raum sieht man die Flugbegleiter in Uniformen aus Batik-Textilien. Adelige Vergangenheit Batik stammt angeblich aus Indonesien, genauer gesagt von der Insel Java, wo das Tragen von Kleidung aus Batik-Stoffen bis 1940 ausschließlich dem Adel vorbehalten war. Auch aus anderen Kontinenten, zum Beispiel Peru und vielen afrikanischen Ländern, sind Batiken bekannt. Auf Java wird Batik seit mehr als 1400 Jahren angewendet. „mbatik“ bedeutet „mit Wachs schreiben“. In Japan gibt es eine ähnliche, „shibori“ genannte Technik, deren Farben und Muster meist gedeckter und geometrischer sind. Indonesische Batik steht seit 2009 auf der „Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ der UNESCO. Über die Straße von Malakka kam die Technik vermutlich nach Südthailand. Dem Batiken wird eine heilende, entspannende Wirkung nachgesagt, ähnlich dem Malen von Mandalas. Batik als Tsunami-Hilfe Bei einer mehrtägigen Tour zu den Highlights der thailändischen Insel Koh Yao Noi, in der Phang Nga Bucht unweit des „James-Bond-Felsens“ gelegen, besuchen wir eine Frauen-Organisation, die Batik herstellt und Workshops für Touristen anbietet.… weiterlesen

Das etwas andere Thailand

In Folge 2 ihrer Geschichte erzählt Melanie Rüdiger, deutsche Architektin und verheiratet mit einem Thai, alles über ihr Leben in einer muslimischen Dorfgemeinschaft mit manchmal schwierigen Kultur- und Mentalitätsunterschieden. Welche Infrastruktur hat „deine“ Insel? Koh Siboya ist eine fast ausschließlich muslimisch bewohnte Insel, und außer ein paar Läden für den täglichen Bedarf, ist nichts Kulturelles geboten. Für jegliche größeren Einkäufe und Anschaffungen, Bargeld, Postverkehr oder den Arztbesuch, auch bei akuten Fällen, müssen wir stets aufs Festland, ungeachtet der Wetterbedingungen und des Wellengangs. Da wir kein Auto besitzen, erledigen wir all das mit dem Motorrad. Ein Leben ohne Auto wäre in München undenkbar für mich. Hier jedoch versuche ich alle Anschaffungen zu vermeiden, die immensen Pflegeaufwand benötigen, um im Tropenklima längerfristig zu funktionieren. Was mir dagegen weniger fehlt, sind Besuche in Museen und Kinos. Eher noch der gemütliche Kaffee oder der Drink danach. All das blende ich gedanklich einfach aus und hole es dafür bei Heimatbesuchen nach. Du musstest zum muslimischen Glauben übertreten… Der größte Schritt in mein anderes Leben war, ein Mitglied der islamischen Gemeinschaft zu werden. Ich vermeide den Begriff „konvertiert“, denn dazu gehört in meinen Augen mehr als die kurze Zeremonie und das, was ich tatsächlich lebe. Der Islam ist einerseits prägend für das Zusammenleben in den Dorfgemeinschaften, andererseits durchmischt er sich mit der toleranten Haltung der Thais, für die ein friedliches Zusammenleben aller Religionen im gesamten Land selbstverständlich ist. Dennoch wird vorausgesetzt, nur als verheiratetes Paar unter einem Dach zusammenzuleben und als Ehepartner zum Islam zu konvertieren. Außer dass ich in der Öffentlichkeit mein Haar bedecke und nicht zu viel nackte Haut zeige, wird von mir weiter nichts erwartet. Es ist wahrscheinlich jedem klar, dass ich nicht über Nacht zur Muslima geworden bin. Allerdings verlasse ich das Haus nie ohne Hijab, den Kopfschleier, der in Thailand meist farbenfroh und mit viel Bling-Bling versehen ist. Nackte Schultern und nackte Knie in leichten Flatterkleidchen sind ein no-go. Im Tropenklima ist das manchmal eine Herausforderung, doch im Gegenzug werde ich in der Gemeinschaft bedingungslos akzeptiert. Natürlich ist das ein gewaltiger Unterschied zum freien Leben als Touristin. Wie kommst du mit den Mentalitäts-Unterschieden zurecht? Die Tourismusbranche hat den Begriff „Land des Lächelns“ geprägt. Tatsächlich verbergen Thais oft ihre wahren Gedanken und Gefühle hinter ihrem Lächeln. Mit der Zeit habe ich zwar gelernt, hinter dem Lächeln zu lesen, doch ich vermute, ich werde meinen Mann niemals hundertprozentig begreifen. Wenn ich nachhake, bekomme ich oft die Antwort „denk nicht so viel“.… weiterlesen

Mein Leben auf einer Insel in Thailand

Denkt man da nicht sofort an weiße Strände, türkisblaues Meer und Cocktails unter Kokospalmen? Von der Realität im Paradies berichtet Melanie Rüdiger, eine deutsche Architektin, die der Liebe wegen auf eine Insel im Indischen Ozean gezogen ist. Warum bist du vor sechs Jahren von Deutschland nach Thailand ausgewandert? Das klingt natürlich wie ein Klischee, denn ich habe im Urlaub meinen künftigen Mann kennengelernt. Nach meinem ersten Thailand-Urlaub vor vielen Jahren hat mich die Sehnsucht nach diesem Land nie richtig losgelassen. Als ich von einem Bekannten erfuhr, der sich auf einer kleinen unbekannten Insel in der Andamanen See niedergelassen hatte, nahm ich das als Ausgangspunkt für ein geplantes Insel-Hopping. Sehr weit kam ich allerdings nicht, denn Koh Siboya entpuppte sich als kleines Paradies, in dem man wunderbar in den Tag hineinleben und alle weiteren Pläne ganz schnell vergessen konnte. Law, inzwischen mein Ehemann, arbeitete in dem einzigen Resort der Insel und ist mir mit seinem strahlenden Lächeln und seiner aufmerksamen Art gleich aufgefallen. Wir kamen uns näher. Und wie ging es dann weiter mit euch? Nach dem Urlaub folgten tägliche Video-Calls und unzählige WhatsApp-Nachrichten. Bei einem weiteren Besuch in Thailand machte er mir einen Heiratsantrag und fragte, ob ich mir vorstellen könne, mit ihm auf seinem geerbten Stück Land zu leben. Beruflich hatte ich zu der Zeit eine der höchsten Karrieresprossen als Architektin und Projektsteuerin erklommen. Ein weiteres Großprojekt abzuwickeln war zwar spannend, aber bedeutete keine Passion mehr. Privat hatte ich eine langjährige, schwierige Beziehung hinter mir. Kurzum, all das hat mir die Entscheidung leicht gemacht. Wie sieht heute dein Alltag in Thailand aus? Eine der größten Herausforderungen für mich ist, dass es keinen Alltag gibt und ich keiner regelmäßigen Tätigkeit nachgehe. Nur in der Hängematte abhängen wäre nicht mein Ding. Meist bestimmt das Wetter, welche Aktivitäten stattfinden – ist es zu heiß, kann man nur frühmorgens etwas im Freien erledigen, schüttet es in Strömen, setzt man besser keinen Fuß vor die Tür. Anders als im Golf von Thailand kann man in der Andamanen See nur in der Hochsaison, entsprechend dem europäischen Winter, im Meer schwimmen und auf unserer Insel auch nur bei Flut. Soviel zum Mythos des ganzjährigen Strandlebens. Wo lebt ihr auf der Insel? Das geerbte Stück Land im Dorf von Laws Familie entpuppte sich als Kautschukplantage, die wir nach und nach gerodet und kultiviert haben. Dort haben wir mit einem kleinen Startkapital und viel Unterstützung der Dorfbewohner unser Haus gebaut und einen tropischen Garten angelegt.… weiterlesen

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