Normalerweise teste ich ungern Düfte, weil die Empfindungen und die Assoziationen, die ein Parfum hervorruft, etwas sehr Individuelles sind. Deshalb ist es auch schwierig, jemanden einen Duft zu empfehlen. Düfte muss man erleben, sich erschnuppern. Dass ich heute bei meinen Produkttests eine Ausnahme mache, liegt nicht nur daran, dass mich so viele – vor allem Frauen – auf „27 in Macao“ ansprechen, wenn ich ihn trage. In erster Linie liegt es an der privaten Geschichte („Histoire Privée“) hinter Len, die mich fasziniert hat.
Liebesgabe in Russland
Sie beginnt mit einem französischen Offizier und dem verlorenen Krieg von 1812. François de La Lenes musste, bevor er in die Heimat zurückkehren konnte, in Russland eine Stelle annehmen. Er wurde Französischlehrer für die Kinder der Familie des russischen Grafen Artuchowski. Als Zeichen seiner Liebe schenkte er der Dame des Hauses zwei Parfümrezepte, die durch die russischen Revolutionen, Emigration und Kriege bewahrt werden konnten. Doch es vergingen mehr als 200 Jahre bis die Formeln 2015 in Düfte umgesetzt wurden.
Urenkelin Jelena von Olnhausen gründete die Marke Len Fragrance mit der Duftlinie „Histoire Privée“. Entstanden sind sechs Parfums, die jeweils eine reale oder fiktive Liebesgeschichte erzählen. Auf jeder Verpackung sind Elemente der Love-Storys und Symbole der Stadt abgebildet, in der sie spielen. Sie wiederholen sich auf der Rückseite des Etiketts, wenn man sie durch den Flakon hindurch betrachtet. Der Name „Len“ geht übrigens auf den ersten Parfümier „de la Lenes“ zurück. Inzwischen zeichnet ein renommierter Parfum-Künstler für die Düfte verantwortlich. Der Franzose Michel Almairac hat schon für alle namhaften Brands gearbeitet – von Bottega Veneta über Chloé und Gucci bis Zadig &Voltaire.
Das Parfum von Macao
Warum es mir gerade das orientalisch-würzige Aroma von „27 in Macao“ angetan hat? Weil mich die Insel vor Hongkong, nur knapp eine Schiffsstunde entfernt, beim meinem ersten und einzigen Besuch auf eine abstoßend-anziehende Weise fasziniert hat. Glücksspiel wohin man schaut. Betuchte Chinesen. Tragische Verlierer. Monströse Casinos. 2018 erzielten sie einen Jahresumsatz von fast 35 Milliarden Euro.
Am Cotai Strip reihen sich riesige Einkaufszentren aneinander. Nachte schreiende Leuchtreklamen, der Eiffelturm in Cotai erstrahlt in Pink und vom Wahrzeichen der Stadt aus, dem 338 m hohen Macao Tower erlebt man atemberaubende Ausblicke. Die Stadt verdient ihren Spitznamen „Las Vegas Asiens“ zurecht. Als ich „27 in Macao“ zum ersten Mal schnuppern durfte, dachte ich sofort: „Ja, so riecht Macao.“
Der Duft: Orientalisch-fruchtig, untermalt mit Pfeffer und Kaffee, zart würzigem Kardamom und exotischer Lychee-Frucht.… weiterlesen
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.
Die Online-Verkaufszahlen sind inzwischen auch im Parfum-Sektor gestiegen. Aber funktioniert das wirklich, wenn man einen Duft kaufen möchte, den man vorher noch nie gerochen hat? Parfum-Suchmaschinen oder sogenannte Fragrance Finder sollen dabei helfen, dass man sich nicht völlig ver-kauft.
Das deutsche Statistikportal „Statista“ hat seine Prognosen zum Umsatz im Segment Düfte für 2022 bereits abgegeben: Er soll etwa 1.6 Millionen Euro betragen mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 1,56 Prozent. Wie sich gezeigt hat, ist der Anteil an verkauften Düften online ebenso hoch ist wie im stationären Handel. Er liegt durchschnittlich bei etwa 40 Prozent. Das bestätigt auch eine Duftexpertin, die in Berlin einen Exklusiv-Vertrieb mit selektiven Parfüm-Marken aufgebaut hat. Doch Corinna Mosler-Jakobsohn, Inhaberin und Geschäftsführerin der Belle Rebelle GmbH, räumt ein: „Gewinner waren hauptsächlich die großen Häuser wie KaDeWe oder Breuninger, die während des Lockdowns mit einem online-Verkauf eingestiegen sind. Sie genießen von vornherein schon das Vertrauen der User, das kleinere Unternehmen sich erst aufbauen müssen.“
Internet-Fehlkäufe vermeiden
Wer kauft überhaupt Düfte im Internet? „Sinn macht das etwa für Menschen, die ihr Parfüm nachbestellen“, sagt Martin Ruppmann, Geschäftsführer vom Verband der Vertriebsfirmen Kosmetischer Erzeugnisse (VKE). Man würde annehmen, dass hauptsächlich Menschen in ländlichen Regionen die Option von Online-Plattformen nutzen, um nicht eigens in die Stadt fahren zu müssen. Dem widersprechen die Erfahrungen des Berliner Start-ups Flaconi, das nach eigenen Angaben seinen Umsatz in vergangenen Jahr verdreifachen konnte: „Landbewohner haben zwar weitere Wege, aber Großstädter weniger Zeit.“
Einkaufen im Netz ist bequem und spart Zeit. Damit man bei der Wahl eines neues Parfums keine Enttäuschungen erlebt, ist es wichtig, sich einen seriösen Online-Shop auszusuchen. Gerade beim digitalen Parfüm-Shopping kann man leicht auf Fälschungen hereinfallen. Speziell über Plattformen wie Amazon und Ebay bieten Dritthändler, die meist im Ausland sitzen, angebliche Marken-Düfte günstiger an. Auf den ersten Blick ist eine gut gemachte Fälschung oft nicht mal als solche zu erkennen. Auf Fotos schon gar nicht, weil Verpackung und Logo teilweise perfekt kopiert sind. Und was die Online-Plattform angeht, sie übernimmt keinerlei Garantie, dass es sich tatsächlich um ein Original-Produkt handelt, das einem nach Hause geliefert wird. Was man dann in der Hand hält und auf die Haut sprüht, weicht oft nicht nur optisch vom Original ab. Es riecht anders und enthält mitunter auch minderwertige Inhaltsstoffe, die Hautreizungen und Allergien verursachen können.
Nicht nur die Branchen-Riesen wie Douglas oder Sephora verkaufen online ihre Parfums. In Zeiten der Pandemie haben selbst viele kleine Parfümerien einen Online-Shop etabliert.… weiterlesen
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.
Ich mochte bisher einfach keine Lavendel-Düfte, weil mich der Geruch immer an den Wäscheschrank meiner Großmutter erinnert. Altmodisch, aufgeräumt, frische Wäsche, distinguierte alte Dame sind meine Assoziationen aus Kinderzeiten. Und die meisten Lavendel-Düfte riechen auch eher billig-penetrant. Dabei liebe ich den blühenden Lavendel in meinem Garten, aber an mir als Parfum, nein danke. Bis ich neulich an „Le Passant“ von der Pariser Parfum-Marke Ormaie schnuppern durfte und eines Besseren belehrt wurde, was Lavendel-Düfte angeht. Die Marke ist noch jung. Das Familienunternehmen wurde erst 2018 gegründet von Mutter Marie-Lise Jonak und Sohn Baptiste Bouygues.
Ein Duft der Liebe
Eigentlich hatte Marie-Lise den Duft ihrem Ehemann und Vater ihres Sohnes Baptiste gewidmet. Er liebte die klassische französische Parfümerie und hat sein ganzes Leben lang nur eine einzige Marke von einem Fougère-Cologne benutzt. Eine sehr klassische Duft-Komposition mit französischem Hintergrund. Der Akkord aus Lavendel, Bergamotte und Germanium tauchte erstmals 1882 in Paul Parquets Parfum „Fougère Royale“ für Houbigant auftauchte und wurde wegweisend für die Herren-Parfümerie. Doch „Le Passant“, auf Deutsch der Passant, kann eine Frau genauso gut tragen, wenn nicht besser. Denn die blumige Süße verströmt eine ganz bestimmte Sinnlichkeit. „It hints of a certain masculine sensuality“, so der Kommentar der Brand. Sicher nicht jederMANNs Geschmack.
Ein Duft-Guide: „Art Parfum“
Für Parfum-Liebhaber ist dieses Buch* eine Pflichtlektüre. Beate Nagel ist eine der wenigen Parfümeurinnen In der Männerdomäne „Parfüm. Hier lässt sie sich erstmals in ihre Karten schauen und vermittelt Wissen, das bisher nur in engsten Fachkreisen zirkulierte. Der Weg führt hin bis zu Parfum und Kunst. 360 Seiten, 45 Euro
Haute Parfumerie ganz ohne Synthetik
Auf jeden Fall mischen sich lavendelgrüne Frische und die Süße von Vanille und Tonkabohnen mit dem erdig-holzigen Aroma von Amyris. Und das alles ohne Synthetik. Ormaie-Düfte sind zu 100% natürlich. Passt, denn der Name Ormaie bedeutet Ulmenhain, Doch nicht nur der Inhalt haben mich bei der französischen Marke überzeugt. Jeder der bisher existierenden sieben Flakons ist ein Kunstwerk für sich. Designerobjekte, viel zu schade ist, um sie im Badezimmer zu verstecken.
Das Gesamt-Konzept der Duft-Linie ist eine Hommage an die Natur. Die Flakons werden aus recyceltem Glas von der französischen Firma Saverglass hergestellt, die ihr eigenes Glas wieder verwertet. Für die modernistischen Verschlüsse, inspiriert von dem 1904 verstorbenen rumänisch-französischer Bildhauer Constantin Brâncuși, wird recyceltes Buchenholz verwendet aus französischen, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Die Kappen sind von Hand poliert. Jede hat eine andere, eigenwillige Form.
Die von meinem Favoriten „Le Passant“ ist ein grüner Kubus passend zum grünlichen Inhalt hinter dem transparenten Glas.… weiterlesen
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.
Tausendmal gerochen, vielleicht sogar genau jetzt in diesem Moment. Und doch kennen wir meist ihre Namen nicht. Dabei sind synthetische Duftstoffe, die Moleküle, die Big Player in der Parfumkreation. Und das ganz wörtlich: Ohne sie ist ein spielerischer, manchmal provokativer, Ansatz im Duftdesign nicht vorstellbar. Auch viele der großen Klassiker gäbe es ohne sie nicht. Denn die synthetischen Duftmoleküle sind keine Erfindung aus den heutigen Tech-Labors: Erstmalig wurde ein Molekül namens „Coumarin“ 1882 im Duft „Fougère Royale“ eingesetzt. Auch No. 5 von Chanel hätte nicht diesen Impact ohne die Aldehyde und was wäre wohl Shalimar von Guerlain ohne seine unverwechselbare Note, die es Ethyl-Vanillin verdankt. Das New Yorker Label Nomenclature feiert diese Moleküle in besonderer Weise. C&C-Autorin Margit Hiebl sprach mit einem der Gründer, Karl Bradl (den sie aus seiner Münchener Zeit kennt).
Woher kommt der Name?Aus dem Lateinischen, von nomen=Name und calare=benennen. Und nomenclatura bedeutet soviel die Benennung, etwa mit Begriffen oder Symbolen in der Wissenschaft oder Kunst.
Was ist die Idee hinter Nomenclature?Als wir die Brand 1995 starteten, sprach man weder in der konventionellen noch in der Nischen-Duftwelt über molekulare Inhaltsstoffe. Mit Nomenclature wollten wir die Aufmerksamkeit auf diese Duftbausteine lenken, die bei einer Parfumkreation häufig das Quäntchen Magie hinzufügen. Die Linie feiert also das Design in der „perfume chemistry“, indem die inspirierendsten und exklusivsten Moleküle herausgestellt werden – manche so exklusiv, dass sie von den Duftherstellern geradezu wie Gefangene bewacht werden.
Was ist denn das Besondere an den Molekülen, die im Mittelpunkt eurer Parfums stehen?Mit unseren Kreationen haben wir einige der wichtigsten Moleküle, die die letzten Dekaden beeinflusst haben, gehighlightet. Hedione etwa, das in unserem „Efflo_esce“ steckt, wurde erstmals 1962 synthetisiert und ist einer der wichtigen Bestandteile von Dior’s „Eau Sauvage“ aus dem Jahr 1966. Oder Calone: Es hat in den 90ern sogar eine neue ikonische Duftfamilie, die aquatischen Düfte, hervorgebracht – es strahlt im Mittelpunkt von „Fluo_ral“. Oder Coumarin, das wir in unserem letzten Duft „Psy_cou“ verwendet haben. Es ist das erste Molekül, das Parfumeuren überhaupt ermöglicht hat, den Schritt von der Vergangenheit in die Moderne zu machen. Es wurde erstmals 1882 in einem bahnbrechenden Duft, „Fougère Royale“, verwendet und dieses synthetische Wunderding wurde der Zündfunken für eine neue Ära des künstlerischen Ausdrucks. Der Name geht übrigens auf kumarù, das Wort für den Tonkabohnen-Baum auf Tupi, einer Sprache aus dem Amazonas-Gebiet, zurück. Coumarin ist aber nicht nur der Ursprung der modernen Parfümerie, sondern immer noch eines der wichtigsten Stoffe in der Parfumindustrie.… weiterlesen
Seit vielen Jahren schreibe ich als Beauty- und Lifestyle-Autorin für Magazine wie Vogue oder Glamour. Was mich immer wieder treibt: Nicht nur das Produkt oder der Trend, sondern die Menschen und die Story dahinter – und was es mit uns macht. Außerdem führt mich mein Job oft an die schönsten Plätze dieser Welt. Auch privat findet man mich gern in der einen oder anderen Wellness-Location, Recherche nicht ausgeschlossen. Culture and Cream also. Immer im Gepäck: Duft, Sonnenschutz und Lippenstift. Farbe? Rot. Was sonst
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