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Basenfasten-Selbstversuch im Allgäu – Reset in der Rosenalp

Auch so kann Basenfasten sein: viel Geschmack, wenig Verzicht: Unsere Autorin hat sich gemeinsam mit ihrem Partner auf eine Woche Basenfasten im Allgäu eingelassen. Ein Erfahrungsbericht…

Basenfasten ist für mich eine echte Herausforderung…Weniger ist mehr, heißt es oft. Das mag sicherlich für viele Bereiche im Leben stimmen. Angefangen bei der Absatzhöhe von Schuhen bis hin zu Neuschnee im April. Doch in Sachen Essen? Bislang genoss ich meine Mahlzeiten immer bis zum letzten Krümel oder Saucen-Klecks. Doch proportional zu den stets leeren Tellern wurde mein Bauch über die Jahre voller, und die Jeans saßen enger.

Schluss mit der übermäßigen Esserei, befand ich im Spätsommer 2024. Schließlich wollte ich mich wieder gut in meinem Körper fühlen und nicht mehr aufgebläht wie ein Ballontier. Das verlangt Disziplin und Motivation. Weil mir beides gerade fehlte und noch dazu herrlichstes Wetter war, sah ich keine Notwendigkeit, nach Bali zu fliegen für eine teure Ayurveda-Kur oder mich beim klassischen Heilfasten nach Buchinger nur mit Suppen und Säften zu begnügen. Stattdessen entschied ich mich für Basenfasten. Dafür musste ich kein Flugzeug besteigen, sondern gondelte von München aus bequem mit dem Zug ins Allgäu. Ein Postkartenbild mit saftig grünen Wiesen und fröhlich muhenden Kühen. So gut gelaunt wollte ich auch endlich wieder sein! Also dann los …

Tag 1: Salat statt Süßigkeiten
Für mein Abenteuer Basenfasten checke ich in das Rosenalp Gesundheitsresort & Spa ein. Das Adults-Only-Haus der Familie Schädler-Burkhart liegt im pittoresken Oberstaufen inmitten einer herrlichen Natur. Die Gemeinde mit rund 8.000 Einwohnern ist sogar ein offiziell anerkannter heilklimatischer Kurort. Bekannt geworden in den 40er-Jahren durch die vom tschechischen Naturheiler Johann Schroth entwickelte Schrothkur. Diese bietet das Resort Rosenalp neben Programmen wie Heilfasten und Basenfasten nach der Wacker-Methode an. Für letzteres entscheide ich mich. Es bedeutet, eine Woche lang drei ausgewogene, rein vegetarische Mahlzeiten täglich mit rein basischen Lebensmitteln serviert zu bekommen.

Was ich am Basenfasten erst mal problematisch finde? Nun, Süßigkeiten, Alkohol, Brot, Käse und Pasta sind keine Bestandteile davon! Für mich als Fan der italienischen Küche ein kleiner Schock. Käme ich damit zurecht, nicht alle zwei, drei Tage einen Teller Spaghetti Bolognese (mit viiiel Parmesan!) zu inhalieren, Tiramisu zum Nachtisch zu löffeln und dazu ein Glas Chianti zu trinken? Das frage ich am Abend meiner Ankunft einen der Ernährungsberater in der Rosenalp, der die verschiedenen Kuren mit informativen Vorträgen und Fragerunden begleitet.

Basenfasten: Wok-Gemüse statt italienischer Pasta

„Grundsätzlich verstoffwechselt unser Körper Lebensmittel auf zwei Arten: basisch und sauer“, erklärt die Ernährungsberaterin. Zu den „Säurebildnern“ zählen meine geliebten Nudeln, Alkohol, tierische Produkte wie Käse und Fleisch sowie jede Form von Zucker. Solche Lebensmittel können Krankheiten begünstigen wie Rheuma, Entzündungen hervorrufen und Herz-Kreislauf-Probleme verursachen. Basische Erzeugnisse hingegen wie Salate, Nüsse, Kartoffeln, Obst und Gemüse, sind gesund für den Körper. Im Idealfall besteht somit eine Mahlzeit aus mindestens 80 Prozent basischen Komponenten. „Bei jeder unserer Fastenkuren soll das Bewusstsein dafür geschaffen werden, was eine ausgewogene Ernährung bedeutet“, so die Expertin. Leicht frustriert nuschele ich ein „alles klar, danke“, als es Zeit wird zum ersten Abendessen weiterzuziehen.

Für mein erstes Basenfasten-Menü gibt es eine Kokos-Curry-Suppe und danach Wok-Gemüse mit Sprossen. Es schmeckt wirklich gut und satt bin ich nach den zwei Gängen auch. Doch irgendetwas fehlt. Sehnsüchtig schiele ich in den Nebenraum des Speisesaals, wo die nicht fastenden Resort-Gäste ein bekömmliches Mehrgang-Menü – inklusive Nachtisch – serviert bekommen!

„Morgen wird es einfacher“, tröstet mich mein Mann, der mit mir fastet, und wir schlendern Richtung Zimmer, wo uns der einzig unangenehme Teil der Kur bevorsteht: eine Darmentleerung. Sie dient dem Entlasten des Verdauungstrakts und kann auf verschiedene Arten erfolgen. Ich entscheide mich für das Trinken von bitterem, mit Wasser verdünntem Glaubersalz. Mein Mann greift zu einer fermentierten Pflaume, die ebenfalls abführend wirkt. Na, dann gute Nacht!

Tag 2: Wellness mit Bergpanorama
Am nächsten Morgen wachen wir mit immer noch leicht grummelnden Bäuchen auf. Geschlafen haben wir beide etwas unruhig, doch die Aussicht auf das Frühstück hebt die Laune. Und tatsächlich: Das gekeimte Müsli ist köstlich! Ich muss sogar etwas davon stehen lassen, weil ich so satt bin. Aber auch, weil wir gleich in Badesachen schlüpfen und den Wellnessbereich der Rosenalp erkunden wollen. Dieser erstreckt sich über 2.000 Quadratmeter und bietet neben einem 25 Meter langen Pool mit Outdoor-Zugang eine tolle Saunalandschaft inklusive Kneippbecken, Eisbecken und Infrarotkabine. Herrlich!

Die Allgäuer Landschaft dank der vielen großen Fenster stets im Blick, schwimmen und saunieren wir, was das Zeug hält. Allzu viel Zeit bleibt dafür heute nicht, immerhin gibt es ab 12 Uhr Mittagessen – und trotz des basischen Müslis verspüre ich schon einen leichten Hunger. Der Lunch mit Fenchel-Orangen-Salat und Kartoffelrösti (yummy!) stärkt uns für den nächsten Programmpunkt: einen Atemkurs.

Abwechslungsreiches Aktivprogramm

Trainerin Melania zeigt uns 60 Minuten lang, wie man die natürliche Bauchatmung wieder erlernen bzw. perfektionieren kann und das mit Hilfe abwechslungsreicher Übungen. Spannend! Das Rosenalp-Aktivprogramm hat wirklich für jeden Fitnessgrad und jede Vorliebe das Passende parat. Ob Latin Aerobic, TRX-Training, Yoga und Pilates, Qi Gong, Wassergymnastik oder Progressive Muskelentspannung. Auch weniger bekannte Sportarten wie Saham – sanfte Mobilitäts-Übungen für die Beweglichkeit der Gelenke – werden angeboten.

Nach einem kurzen Power-Nap auf unserem Zimmer steht auch schon das Basen-Dinner an. Wir genießen schweigend und jeden Bissen achtsam kauend gebratenen Lauch mit Sesam-Kartoffeln und Tomaten-Dip. Letzterer schmeckt uns so gut, dass wir den Rosenalp-Chefkoch Helmut Beng um das Rezept bitten. Dabei fällt uns erneut auf, wie herzlich all die Mitarbeiter im Resort mit den Gästen umgehen. Immer ein offenes Ohr, immer hilfsbereit, toll!

Tag 3: Schritte statt Kalorien zählen
Nach dem Frühstück (Mandel-Pancakes mit Apfelkompott) und Lunch (Antipasti gefolgt von gebratenem Blumenkohl mit Kartoffeln und Safran-Kräuter-Dip) zieht es uns heute aufgrund des sonnigen Wetters hinaus an die frische Luft. Zusammen mit Resort-Bergführerin Irmgard spazieren wir entlang eines schönen Rundwegs von Oberstaufen über Willis zurück zur Rosenalp. Die rund dreistündige Tour bietet immer wieder spektakuläre Panoramablicke bis nach Österreich und in die Schweiz.

Beseelt von den schönen Eindrücken und stolz auf unsere knapp 14.000 getanen Schritte, lassen wir den Tag beim Abendessen – Brunnenkresse-Süppchen und Kartoffel-Lauchstrudel – Revue passieren. Diese Mal erwischen wir uns jedoch, wie wir von einem zarten Rinderfilet (mein Mann) und einem großen Pasta-Teller (ich) schwärmen.

Tag 4: Tipps für den Supermarkt-Einkauf
Nach dem Frühstück geht’s zum Einkaufen. Theoretisch zumindest. Ein Rosenalp-Ernährungsberater hat in einem der Tagungsräume im Resort einen großen Tisch mit leeren Dosen, Tüten und Pappkartonen bestückt und führt unsere Fasten-Gruppe systematisch durch die verschiedenen Produktwelten – von Milch- und Käseartikeln über Convenience-Food bis zur Tiefkühlware. Dabei können wir Fragen stellen und erhalten praktische Tipps zu gesünderen Alternativen für den nächsten Besuch bei Rewe, Edeka & Co.#

Mit viel neuem Wissen im Kopf gondeln wir am Nachmittag mit dem Bus in Richtung Hündle-Bergbahn. Oben angekommen, auf knapp 1.150 Höhenmetern, entscheiden wir uns für einen 45-minütigen Rundgang inklusive Gipfelkreuz-Selfie-Pause. Vielleicht ist es die dünnere Luft dort oben, aber ich fühle mich auf jeden Fall schon sehr viel leichter als vor der Kur, und meine Jeans kneift auch nicht mehr so arg. Immerhin!

Tag 5 – 7: Aktivität trifft Entspannung
Mittlerweile haben mein Mann und ich ein festes Morgenritual in der Rosenalp entwickelt: Zuerst ein paar Bahnen im Pool schwimmen und danach in die Infrarotkabine legen. Den Rest der Tage unserer Basenfastenwoche verbringen wir ähnlich aufgeteilt mit Aktivität und Entspannung im Wechsel.

So genießen wir zum einen wunderbare Wellness-Behandlungen wie ein Basenbad und eine Sisalbürsten-Massage. Zum anderen besuchen wir den schön angelegten Park von Oberstaufen, spielen dort mehrere Runden Minigolf und machen eine E-Bike-Tour zu den nahe gelegenen Eibele Wasserfällen. Die Bildergalerie auf dem Handy wächst proportional mit unserer Motivation, auch nach dem Aufenthalt mehr auf die Balance im Alltag zu achten. Weniger ist mehr? Ja, das stimmt wirklich für viele Lebensbereiche …

Photos @Mike Badstuebner (8)

Basenfasten

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