Edelsteine – das Tor zur Erde

Objekt der Begierde. Wunder der Natur. Heilsteine. Edler Schmuckstein. Oder einfach nur fetter Klunker. Es gibt viele Begriffe, die man mit Edelsteinen verbindet. Fast jede Frau liebt sie – nicht nur zum Valentinstag. Doch häufig weiß man wenig über Herkunft, Abbau und Verarbeitung. Journalistin Petra Springer hat ihren brasilianischen Mann, einen Geologen, oft auf seinen Reisen begleitet und hinter die Kulissen geschaut. Sie sagt: „Den schönsten Ausspruch, den ich jemals gehört habe, war ‚Steine sind das Tor zur Erde‘“.

Roh und unförmig werden die Edelsteine geborgen

Qualitäts-Check und Schliff

Edelsteine in ihrer Urform sind Minerale oder Gesteine. Roh und unförmig werden sie geborgen. Man zählt mehr als hundert verschiedene Edelsteinarten. Klassifikationsmerkmale sind Transparenz, Reinheit, Farbintensität und der Seltenheitswert. Zusätzlich muss eine Mohshärte (relativer Härtewert von Mineralien, benannt nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs) höher als 7 vorliegen. Um einen Edelstein mit perfektem Glanz und optimaler Lichtbrechung zu schaffen, wird der Schleifer mindestens 50 Prozent des Rohgesteins abschleifen. Oft ist es erst der Schliff, der einen Edelstein besonders wertvoll macht. Die Kunst des Schleifens bedeutet, jeden einzelnen Schmuckstein so zu formen, dass das auf den Edelstein einfallende Licht sich optimal bricht und dadurch die Farbintensität unterstützt wird. Schmucksteine, die oben genannte Kriterien nicht erfüllen oder einen geringeren Härtegrad vorweisen, bezeichnet man als Halbedelsteine. Achat, Amethyst oder Rosenquarz zählen dazu. In der Mineralogie und Gemmologie wird der Begriff „Halbedelstein“ allerdings nicht mehr verwendet. Man spricht von Edelsteinen oder von Schmucksteinen.

Bearbeitung, Reinheit, Seltenheit, Größe bestimmen den Preis

Fundstellen – Steine entdecken

Durch zahlreiche Geschäftsreisen nach Brasilien mit meinem Mann, der Geologe und Gemmologe ist, hatte ich immer wieder die Möglichkeit, den Handel mit Steinen hautnah mitzuerleben. Auf den Fundstellen, in Minen, bei kleineren Zwischenhändlern vor Ort oder auf der Suche nach neuen Garimpeiros. „Garimpos“ ist das brasilianische Wort für den Kleinbergbau, die Suche nach Rohsteinen per Hand und nicht mit industriellen Abbaumethoden. Auch heute noch stellt die Entdeckung eines Edelsteins kein alltägliches Ereignis dar – oft ist viel Glück mit im Spiel. Nach dem Abbau werden die Gesteine in kleinere Zwischenhandelszentren in Nähe der Fundstellen gebracht. Was wie ein Marktplatz aussieht, ist ein Umschlagplatz für Schmucksteine mit Groß- und Zwischenhändlern. An Ständen werden Steine zum Verkauf angeboten oder die Ware wird aus dem Rucksack heraus gesichtet. In der näheren Umgebung befinden sich zahlreiche Büros, die Steine verkaufen.

Steinabbau im Garimpo -ein Stoffsegel schützt vor der Hitze

Die wertvollsten Steine

Neben Brasilien finden sich Fundstellen über die ganze Welt verteilt. Zu den wertvollsten Edelsteinen zählen Saphir und Rubin. Sie kommen hauptsächlich aus Burma, Thailand, Sri Lanka und Indien. Die Saphir-Farbe ist Weiß, er kann aber auch in einem blauen Ton erstrahlen. Ein weiterer, sehr seltener und teurer Stein ist der grüne Smaragd, der sich durch viele Einrisse und Einschlüsse auszeichnet. Vorkommen finden sich in Kolumbien, im Ural, in Südafrika und in Brasilien. Der allgemein bekannteste Edelstein ist der Diamant. Fundorte gibt es viele: Südafrika, Kongo, Angola, Tansania, Sierra Leone, Australien, Namibia, Botswana, Brasilien und Russland. Gefragte Schmucksteine sind Topas, Aquamarin, Opal aus Australien, und Jade, ein beliebter Schmuckstein in China. Viele Edelsteine werden in Thailand, Brasilien und Indien geschliffen. Die wichtigsten Zentren für die Verarbeitung der Diamanten befinden sich in Israel, Antwerpen und New York. In Deutschland ist Idar-Oberstein das Mekka der Edelstein-Verarbeitung und des Schmucksteinhandels.

Erst nach dem Feinschliff erstrahlen die Steine in voller Schönheit

Darauf sollten Sie beim Kauf achten

Neben Bearbeitung, Reinheit und Seltenheit ist natürlich auch die Größe, das Karat, für den Preis ausschlaggebend. Am besten kaufen Sie bei seriösen Händlern und vertrauensvollen Juwelieren. Im Urlaub sollten Sie auf keinen Fall in Touristenzentren einkaufen. Man denkt, es wäre günstiger, aber in Wahrheit ist das Sortiment meist überteuert und die Steine von niedriger Qualität. Außerdem bekommt man in solchen Läden, auf Basaren oder im Souk nie eine wirklich optimale Auswahl zu sehen. Im Ursprungsland der Steine wird die gute Ware bereits im Vorfeld auf Messen oder Börsen an Großhändler und Juweliere verkauft. Verführerisch ist oft der Einkauf in Flughäfen. Grundsätzlich sind die dort angebotenen Edelsteine gut und die Mindestanforderungen erfüllt. Aber auch hier sind die Steine überteuert, denn die hohen Shop-Kosten müssen gedeckt werden. Einige Tücken birgt der Kauf im Internet. Man sieht die Steine vorher nicht im Original, und auch ein noch so gutes Foto kann weder die Farbintensität noch die Brillanz exakt wiedergeben. Hände weg vor „Fakes“! Da es sich bei Edelsteinen wie dem Aquamarin oder dem Rubin um äußerst begehrte Schmucksteine handelt, werden sie oft imitiert. Es wird künstliches Glas, synthetische Spinelle oder bestrahlter blauer Topas verwendet. Selbst erfahrene Gemmologen benötigen Spezialinstrumente, um die Nachahmung zu erkennen. Saphire können heutzutage mittels Schmelzverfahren gezüchtet werden und stellen die häufigste Art von Imitationen dar. Zahlreiche synthetische Smaragde, die in Labors aus Lösungen oder Schmelzen mit bestimmten Zusätzen hergestellt werden, befinden sich ebenfalls auf dem Markt. Sie sind nicht einen Bruchteil des Originals wert.

Edelsteine in ihrer Urform Minerale oder Gesteine

Schmucksteine als Geldanlage?

Möchte man in Edelsteine investieren, gilt die Richtlinie: Der Stein muss schön und selten sein. Und das möglichst weltweit. Der kommerzielle Wert ist dann besonders hoch. Aber eines muss bedacht werden: Edelsteine stellen eine Ware dar, die zwar auf einem weltumspannenden, aber höchst unberechenbaren Markt gehandelt wird. Sie haben immer einen Mindestwert, aber nicht unbedingt einen Wunschwert, der beim Wiederverkauf erzielt werden kann. Eine Ausnahme bildet der Diamant. Es gibt festgelegte Preis, aber selbst dann ist mit Preisabschlägen zu rechnen. Diamanten können sich lohnen, sind dennoch als Kapitalanlage mit Vorsicht zu genießen. Unbedingt auf das Zertifikat achten. Dieses spielt eine wichtige Rolle im Hinblick auf dessen Wertentwicklung.

Zwischenhandelszentrum in Nähe einer Fundstelle

Steine als Fashion-Mythos oder zeitlose Eleganz

Steine unterliegen tatsächlich einer gewissen Dynamik der Mode, die die Preise ansteigen oder sinken lässt. Blickt man zurück, ist das beste Beispiel Marilyn Monroes „Diamonds are a girl’s best friend“. Damals wurde ein Hype um diese Edelsteine ausgelöst. Heutzutage geben die sozialen Netzwerke die Trends vor – von Stars und Celebs beeinflusst. Im Moment sind die farbigen oder auch „fancy diamonds“ sehr gefragt, ganz besonders rote Diamanten. Aber eines sollte man beim Kauf eines Schmucksteins bedenken: Schönheit ist subjektiv. Der Marktwert bestimmt den Preis. Die Wertschätzung jedoch hängt ganz und gar vom persönlichen Geschmack ab.

Fotos: Petra Springer

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