Aluminium-Deos: Falscher Alarm?

Wir erinnern uns: Gut vier Jahre ist es her, da waren die Medien voll von Warnungen über gefährliche Substanzen in Kosmetika, die Haut und Organismus schädigen. Allen voran Aluminium-Deos, die Krebs und Alzheimer fördern sollen. Inzwischen gab dafür es Entwarnung, denn es lauern ganz andere Gefahren, wie das schädliche Aluminiumchlorid in unseren Körper gelangt.

Des einen Leid ist des anderen Freud, heißt ein altes Sprichwort. So war es auch in diesem Fall. Viele dieser klassischen Produkte mussten aus den Regalen verschwinden oder wurden in Windeseile umformuliert aufgrund der Negativ-Meldungen. Andererseits hat der Beauty-Trend „Clean Beauty“ davon deutlich profitiert. Von 500 Marken im Sortiment entfallen bei dem Düsseldorfer Kosmetikriesen Douglas inzwischen rund 40 auf Clean Beauty. „Saubere“ Hersteller verzichten auf bedenkliche Inhaltsstoffe, darunter zyklische Silikone, Butyl- und Propylparabene, Sulfate und Mineralöl, schließen synthetische Bestandteile aber nicht aus. Genau darin besteht auch der Unterschied zu Naturkosmetik, die ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wird. Will man dem aktuellen Bericht glauben, den die British Soil Association Certification im Februar 2019 veröffentlicht hat, ist aus dem Nischentrend längst Mainstream geworden. Allen voran haben die Millennials und Gen Z dem Markt für Bio-Kosmetik und Wellness ein andauerndes Hoch verschafft.

Erfolgreiches Angst-Marketing

“Angst-Marketing” ist eine wirksame Methode, dem Verbraucher zu suggerieren, dass alle Produkte, die es nicht in die „Clean Beauty“ geschafft haben, automatisch bedenklich sind. Allen voran ist das mit Alu-Deos passiert. Aluminiumsalze werden in vielen Deodorants eingesetzt. Sie blockieren den Schweißfluss und hemmen die Geruchsbildung. Doch sie standen bereits seit Längerem in Verdacht, die Entstehung von Krebs begünstigen zu können, da aufgrund der Nähe zur Achselhöhle das Brustgewebe besonders exponiert sei. Forscher um Stefano Mandriota von der Universität Genf zeigten es an Versuchen der Milchdrüsenzellen von Mäusen. „Wir wissen jetzt genug, um zu sagen, dass Aluminiumsalze toxisch sind“, ließ der Krebsforscher 2015 verlauten. Doch definitiv bewiesen war gar nichts. Die wenigen Untersuchungen zum Thema lieferten teilweise sogar widersprüchliche Ergebnisse. 2017 veröffentlichte die Medizinische Universität Innsbruck in der Fachzeitschrift „EBioMedicine“ eine epidemiologische Studie. Darin wurde die Korrelation aufgezeigt zwischen der sehr häufigen, mehrmals täglichen Verwendung aluminiumhaltiger Deos vor allem in jungen Jahren und der möglicherweise erhöhten Gefahr später an Brustkrebs zu erkranken. Allerdings werteten die Forscher selbst dies noch lange nicht als endgültigen Beweis, dass Aluminiumsalze krebsauslösend sind. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gab 2019 vorsorglich eine Warnung über mögliche Gesundheitsrisiken heraus. Doch nun, im März diesen Jahres, belegte eine repräsentative Studie des unabhängigen wissenschaftlichen Beratergremiums SCSS der EU-Kommission, dass Aluminium in Deos doch nicht gesundheitsschädlich wirkt.

Aluminiumfreie Küche

Erwiesen ist, dass nach heutigem Kenntnisstand zu hohe Aluminiumgehalte im Körper negative Auswirkungen auf Nervensystem, Nieren und Knochen haben. Doch dafür ist nicht allein ein Alu-Deo verantwortlich zu machen, von dem man noch nicht mal genau weiß, wie viel der enthaltenen Aluminiumsalze die Haut tatsächlich durchqueren. Unbekannt ist auch, welcher Anteil des Aluminiums, das im menschlichen Körper nachgewiesen werden kann, aus Deos und ähnlichen Produkten stammt. Auch weißende Zahnpasten enthalten beispielsweise Aluminium. Das BfR geht sogar davon aus, dass bei einem Teil der Bevölkerung die wöchentlich tolerierbare Aufnahmemenge bereits mit der Ernährung voll ausgeschöpft ist. „Wer sich grundsätzlich vor einer zu hohen Aluminiumaufnahme schützen will, sollte darauf achten, dass vor allem saure und salzhaltige Lebensmittel und Getränke nicht mit Aluminium in Kontakt kommen, etwa über Trinkflaschen, Backbleche und Grillschalen“, heißt es vom Institut. Dazu gehören aufgeschnittene Äpfel, Tomaten, Rhabarber, Salzheringe, mariniertes Fleisch oder Käse.

Experten-Meinung

Unterhält man sich mit Dermatologen, geben die auch eher Entwarnung, was die Deo-Diskussion betrifft. „In den vergangenen 20 Jahren konnte von Wissenschaftlern kein kausaler Zusammenhang von Brustkrebs und der Anwendung von aluminiumhaltigen Antitranspirantien festgestellt werden. Aluminum wird in weit aus höheren Dosierungen durch Nahrungsmittel und andere Kosmetika aufgenommen“, erklärt Dr. Christian Merkel vom Haut- und Laserzentrum in München. „Im Jahr 2020 kann man daher davon ausgehen, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Anwendung dieser Antitranspirantien und der Entstehung von Brustkrebs gibt.“ Reagiert jemand allergisch auf ein Deo, dann weniger auf das Aluminiumchlorid, sondern eher auf andere enthaltene Substanzen wie Duftstoffe. Worauf man allerdings achten sollte, ist, Deos mit Aluminium nicht auf gereizter oder verletzter Haut anzuwenden, weil dann mehr von den Aluminiumsalzen eindringen können. Deshalb empfiehlt sich das Rasieren der Achseln abends und nicht morgens vor der Deo-Benutzung.

Foto: photoguns @iStock

Antitranspirant

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