Alleine reisen: die Leichtigkeit des Seins
Nicht, dass ich nicht gerne mit meinem Mann, mit Familie oder Freunden verreise. Aber alleine auf Reisen gehen, das hat eine besondere Qualität. Das muss man allerdings erst erkennen und dann auch üben.
Als ich ein Teenager war, erschien es mir als Riesenspass mit der Clique verreisen zu können, aber für mich keine Option. Mein Vater hätte es ohnehin nicht erlaubt. Außerdem hatte ich zwar Freundinnen, aber keine richtige Clique, weil Vater jegliche Unternehmungen im Kreis von Gleichaltrigen – und vor allem mit Jungs – kategorisch verbot. Da hätte ich verdorben werden, vielleicht etwas erfahren können, was ich noch nicht wusste.
Als ich mich dann endlich – gewaltsam und selbstredend ohne Vaters Segen – abgenabelt hatte, war die Zeit der eingeschworenen Cliquen ohnehin passé. Man verreiste mit Freund. Ich auch. Alleine zu verreisen wäre in den Augen der anderen ein unentschuldbarer Makel gewesen und hätte ausgesehen, als würde man keinen finden, der mit einem verreisen wollte. Und in Wahrheit hätte man sich alleine eigentlich auch gar nicht getraut.
Meine erste Reise alleine
Erst viel später, meine erste, jung geschlossene Ehe war in die Brüche gegangen, fand ich heraus, wie entspannend und konfliktlos es ist, nur mit sich selbst zu verreisen. Man braucht auf niemanden Rücksicht nehmen, man braucht keine Kompromisse einzugehen, man kann tun und lassen, worauf man gerade Lust hat. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Solo-Reise. Sie ging nach Verona. Ich wollte in einem sehr guten Restaurant am Ende der berühmten Piazza delle Erbe zu Abendessen. „Sind Sie alleine, Signora“, fragte mich der Ober verwundert und schaute mir dabei über die Schulter, ob mir nicht doch noch jemand folgen würde. Als ich bejahte, bekam ich trotzdem einen der weiß eingedeckten Tische – zwar nicht den schönsten, aber immerhin…
Der Kellner kümmerte er sich den ganzen Abend rührend um mich, wahrscheinlich tat ihm die „bella signora“ leid so allein. Wann immer es seine Zeit erlaubte, stand er neben meinem Tisch und unterhielt mich. Mir war das bald etwas zu viel und ich hätte mich liebend gerne allein mit meinem Essen beschäftigt, das übrigens hervorragend war. Und um vorzugeben, ich würde kein Italienisch sprechen, war es auch schon zu spät. Andererseits traute ich mich auch nicht, ihn einfach weg zu schicken. Er meinte es ja nett. Also verlangte ich alsbald die Rechnung, obwohl ich lieber noch etwas geblieben wäre und noch einen Espresso bestellt hätte. Seitdem treffe ich meine Vorkehrungen, wenn ich wieder mal beabsichtige alleine an einem Tisch zu sitzen…
Die Schattenseiten
Das Alleinreisen hat natürlich auch noch andere Schattenseiten.… weiterlesen
CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.