Schlagwort: Rebecca Niazi-Shahabi

Nett ist oft gar nicht nett!

Aus grammatischer Sicht ist es ein normales Adjektiv. Doch wir benutzen das Wörtchen nett ziemlich wahl- und oft gedankenlos. Und was wir in den meisten Fällen damit ausdrücken, das ist eher nichts sagend. Und so manches Mal auch gar nicht nett! Nichts sagend trifft es nicht ganz, denn diese vier Buchstaben können nichts und alles aussagen. Nett. Bezeichnet ein Mann eine Frau als nett, schwingt da immer ein Neutrum mit. Nett ist weder erotisch noch interessant oder gar cool wie man sich heute so gerne gibt. „Du bist ganz nett“, klingt eher nach einem Anti-Kompliment, nett verpackt. Und so kommt es auch an, wie eine Freundin mir erzählte. Sie reagierte stocksauer, als die neue Männer-Bekanntschaft (über Tinder natürlich!) ihr nach dem ersten Date beschied, sie sei ein „nettes Mädel“. Sie empfand es als Umschreibung von „langweilig und uninteressant“, und sein Name wurde umgehend von der App entfernt. „Beim nächsten Kerl, von dem ich hören oder lesen muss ‚du bist ein nettes Mädchen‘, flippe ich aus!“, giftet sie. Ich frage daraufhin einen meiner männlichen Freunde, der zugibt, dass er den Begriff „nett“ mag und gern verwendet. Martin antwortet: „Ich mag das Wort in der Tat sehr gerne, weil es, wenn man es genau nimmt, immer sehr gut trifft, was man damit meint. Etwas ist nett, also freundlich und umgänglich, ohne Ecken und Kanten und barrierefrei und mit der Tendenz fast schon neutral zu sein.“ Na eben! Aber welche Frau mag schon „barrierefrei“ oder „neutral“ gesehen werden. Nett ist die kleine Schwester von Sch… Wenn eine Frau über eine andere sagt, dass sie nett ist, ist sie ihr schlichtweg schnurzegal. Sie hat in ihr weder positive noch negative Emotionen ausgelöst. Sie ist weder Konkurrenz noch potentielle Freundin. Nicht störend, aber eher langweilig. Noch drastischer sieht es die Berliner Autorin Rebecca Niazi-Shahabi. Ihr Buch ist betitelt: „ Nett ist die kleine Schwester von Scheiße“. In dem Charisma-Ratgeber schreibt sie: „Weniger ist mehr“ gilt vielleicht für die Farbwahl der Abendgarderobe – nicht aber für das anschließende Geschäftsessen. Wer sich immer brav im Hintergrund hält und verbindlich lächelt, hinterlässt außer einem lauwarmen Händedruck bestimmt keine weiteren Spuren.“ Da liegt sie wohl richtig. Gebrauchen wir die Bezeichnung nett für jemanden oder etwas, wollen wir uns nicht festlegen. Bloß das nicht. Die Botschaft ist nicht eindeutig. Bestenfalls ein Mittelding, das in jede Richtung umschlagen kann. Wir gebrauchen das Wort gedankenlos. Wir wollen uns in dem Moment einfach keine Gedanken über eine Sache, eine Situation oder eine Person machen.… weiterlesen

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